THOMAS ANSCHÜTZ

Vielleicht kommt meine Leidenschaft für alles Mechanische daher, dass mein Vater, der bei der Firma Leitz in Wetzlar eine Lehre als Feinmechaniker absolviert hat, mich früh mit technischen Dinge und Zusammenhängen konfrontiert hat.

 

Oft brachte er von der Arbeit kleine Gegenstände aus Metall mit, Dinge, die zum Beispiel exakt ineinander passten oder ein Gewinde hatten, auf das man ein anderes Teil schrauben konnte. Im Grunde waren dieses völlig funktionslose Gegenstände, die vielleicht in einer geordneten Gesamtheit eine Maschine hätten werden können; so aber, in ihrer Einfachheit lediglich eine Beziehung von zwei oder drei Teilen ausdrückten.

 

Manchmal brachte mein Vater aber auch Diapositive mit. Ich erinnere mich an eine Bilderserie mit Märchenillustrationen von „Ali Baba und die vierzig Räuber“. Dieses waren ganz besondere Tage, da wurden 12 Bilder „an die Wand geworfen“ und das füllte einen ganzen Abend aus.

 

Da mein Vater zu jenem Zeitpunkt in der Objektivfasserei für Projektionslinsen arbeitete, konnte er Ausschussgeräte für einen günstigen Preis erwerben. So kam der Projektor „PRADO 250“ in unser Haus. Dieser magische, mit grauem Schrumpflack überzogene Apparat, der die Dunkelheit durchbrach und das Wohnzimmer in eine Kapelle verwandelte.

 

Bilder waren für mich immer verknüpft mit Apparaten, die diese erzeugten oder sichtbar machten und die Herstellung von Bildern war gebunden an einen technischen Vorgang, Film einlegen, Entwicklertemperaturen einhalten, Dias rahmen.

 

Und immer war Dunkelheit und Zeit im Spiel, Lichtempfindlichkeit, Belichtungszeit, die Dunkelkammer. Hier, wo wie durch Zauberei die belichteten Silberkeime langsam zum Bild erwachsen. Dieser sichere Ort der Geborgenheit im roten Licht, Ort des Abgeschnittenseins von der komplexen Gegenwart der äusseren Welt.

In dieser dauerhaften Nacht dehnt sich Raum und Zeit in die Vergangenheit und fixiert die Erinnerung auf eine zweidimensionale Fläche, traumgleich.

 

Bei den hier vorgestellten Bilder hat sich der Prozess ihrer Herstellung von den Techniken getrennt, die vor Jahrzehnten die Einzigen bildgebenden Verfahren darstellten.

Diese Bilder sind Mischungen aus den verschiedesten Quellen, sowohl digitale als auch analoge Zutaten kommen dabei in den Topf. Die einzelnen Elemente sind nicht sämtlich von mir fotografiert, Bilder aus der Library of Congress, der NASA oder Aufnahmen, die von meinem Vater stammen bilden die Grundlage für zahlreiche Bildschichten, die sich mit eigenen Aufnahmen zum endgültigen Ergebnis vermengen.

 

Die Mischungen sind nicht zufällig, obwohl der Zufall beim Finden der Bildelemente eine wichtige Rolle spielt. Und nicht immer geht der Inhalt einer Bildschicht mit den anderen Ebenen eine einleuchtende, rationale Symbiose ein. Ziel meiner Arbeit ist es, die einzelnen Bildlagen zu einem Akkord zu verschmelzen, der einen Wohlklang bildet.

 

Durch die Mischung der Bilder entsteht ein neues Bild, neue Strukturen, die sich, wie beim Phänomen der Interferenz, verstärken, hervorheben, aber auch auslöschen können. Sie erzeugen einen neuen Klang. Aus beiden Quellen geschöpft, vermengen sich die Schnittstellen zu neuen, harmonischen Strukturen.

 

 

 

 

 

 

Perhaps my passion for everything mechanical comes from the fact that my father, who completed an apprenticeship as a precision mechanic at Leitz in Wetzlar, confronted me at an early stage with technical issues and contexts.

 

Often he brought with him small metal objects, things that, for example, would fit snugly together or have a thread on which you could screw another part. Basically, these were completely nonfunctional objects that could perhaps have been a machine in an ordered totality; but in their simplicity merely expressing a relationship of two or three parts.

 

Sometimes my dad brought slides too. I remember a series of pictures with fairy tale illustrations of "Ali Baba and the forty robbers". These were very special days when 12 pictures were "thrown on the wall" and that filled out a whole evening.

 

Since my father was working in the lens framing for projection lenses at that time, he was able to buy junk equipment for a reasonable price. So the projector "PRADO 250" came to our house. This magical gray-encrusted machine broke the darkness and turned the living room into a chapel.

 

For me, images were always linked to devices that created or visualized them, and the production of images was tied to a technical process, inserting a film, adhering to developer temperatures, framing slides.

 

And always there was darkness and time in the game, photosensitivity, exposure time, the darkroom. Here, where as by magic the illuminated silver germs slowly grow into a picture. This safe place of security in the red light, place of cut off from the complex presence of the outer world.

In this permanent night, space and time stretch into the past and fix the memory on a two-dimensional surface, dreamlike.

 

In the pictures presented here, the process of their production has separated from the techniques that used to be the only imaging techniques decades ago.

These images are mixes from the most diverse sources, both digital and analog ingredients come into the pot. The individual elements are not all photographed by me, images from the Library of Congress, NASA or photographs taken by my father form the basis for numerous image layers, which mix with their own footage to the final result.

 

The blends are not random, although chance plays an important role in finding the pels. And it is not always the content of one layer of images with the other levels that provides a reasonable, rational symbiosis. The aim of my work is to merge the individual layers of the image into a chord that forms a harmony.

 

The mixture of images creates a new image, new structures that, as in the case of the phenomenon of interference, can be emphasized, but also extinguished. They create a new sound. Drawing on both sources, the interfaces are merging into new, harmonious structures.

text in english

^

TOP